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Aktuelle Fußball-Lage: Abbruch nur im Notfall

München/Amberg-Weiden/Erlangen-Pegnitzgrund/Auerbach/Michelfeld (obl)
Bei einer Umfrage unter den Fußball-Vereinen in Bayern hatten sich im Dezember 76,8 Prozent (im Frühjahr 2020 waren es noch 68,13 Prozent) für eine Fortsetzung der unterbrochenen Saison 2019/21 ausgesprochen. Nach der „MPK“ am 3. März mit der veröffentlichten Öffnungsmatrix hat der BFV dieses Ziel in dieser Woche mit einigen Antworten bekräftigt, auch wenn die Zeit mit fünf bis 13 Punktspiele plus Relegationsspiele ordnungsgemäß bis zum 30. Juni (und eventuell darüber hinaus) knapp wird.

Seit Montag, 8. März ist in Landkreisen mit einem Inzidenzwert von unter 50 Kleingruppen-Training ohne Kontakt mit maximal zehn Personen (mit Kindern: Bis zu 20 unter 14 Jahren) erlaubt – mit einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100 kontaktfreier Sport nur mit Angehörigen des eigenen Hausstands sowie einer haushaltsfremden Person oder in Gruppen mit maximal 20 Kindern bis 14 Jahre.  Im nächsten Öffnungsschritt (ab 22. März) wäre Kontaktsport, also Mannschaftstraining möglich – über den Wert 50 mit einem tagesaktuellen Schnell- oder Selbsttest. Weitere zwei Wochen später (ab 5. April/nach Ostern) wäre bei entsprechend stabilen regionalen Inzidenzzahlen Wettkampfsport mit Zuschauer durchführbar.

Doch die aktuellen Zahlen vom Montag, 15. März (Deutschland 82,9, Bayern 88,4 und Amberg/Sulzbach 160,1) versprechen aber für die kommenden Tage nichts Gutes.

Erste vage Überlegungen

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich schon vor der MPK (3. März) per Brief an die Bundeskanzlerin und verschiedene Minister gewandt und darin eindringlich darauf hingewiesen, dass (wissenschaftlich und mit Studien belegt) das Ansteckungsrisiko auf dem Fußballplatz durch sehr kurze Kontakte (Dauer: weniger als 15 Minuten) äußerst gering sei.

Am 8. März bekräftigten in einer Pressekonferenz Präsident Dr. Fritz Keller und der für den Amateurfußball in Deutschland zuständige „Vize“ Dr. Rainer Koch ihr Ansinnen, den Spielbetrieb im gesamten Bundesgebiet unterhalb einer Inzidenz von 100 mit einer Teststrategie (inklusive einer bereits entwickelten  DFB-App zur digitalen Kontaktdatenachverfolgung) durchführen zu wollen. Sobald die Außen-Gastronomie (ab 22. März?) wieder geöffnet sei, müsse auch Amateurfußball („kein pandemisches Problem, sondern fester Teil der Lösung“) wieder möglich sein. Jede Woche sind normalerweise dort fünf bis sechs Millionen Millionen Menschen aus über 25000 Vereinen (Spieler, Beteiligte, Zuschauer) am Platz, die sich mit ihrem Sport identifizieren. Die von August bis Oktober funktionierenden Hygienekonzepte (mit Zuschauerregelung, möglichst wieder  200) sollen nun, entsprechend angepasst, weiterhin genutzt werden.  Ein neues aktualisiertes Rahmenhygienekonzept Sport wird von den Staatsministerien für die geplanten Öffnungsschritte ab 22. März (Termin der nächsten MPK) erstellt.

Im Bezirk Mittelfranken hat Bezirksspielleiter Thomas Jäger für die zwei  Bezirksligen vor, vom 1. Mai bis 11. Juni die noch ausstehenden sechs bis neun Punktspiele über die Bühne zu bringen. Dafür stünden sieben Wochenenden, ein Feiertag (Christi Himmelfahrt) und zwei Wochentage als Terminalternativen zur Verfügung. Mannschaftstraining (mindestens drei Wochen gemäß Aussage von BFV-Verbandsarzt Dr. Werner Krutsch) müsste demzufolge spätestens Anfang April erlaubt sein. Die Überlegung mit dem 1. Mai als Re-Start-Termin verfolgt auch Verbandsjuniorenleiter Florian Weißmann für den Jugendbereich, wobei dort gemäß Spielordnung die Saison bis 31. Juli verlängert werden kann.

In Erlangen/Pegnitzgrund hätte Kreisspielleiter Max Habermann (Wolfsberg) die herausfordernde Aufgabe, flächendeckend (von der Kreisliga bis zur B-Klasse) ein tragfähiges Spiel- und Zeitplankonzept zu erstellen, wobei einige Teams (zum Beispiel SV Ermreuth in der Kreisliga 2 mit 13 und ASV Michelfeld in der Kreisklasse 3 mit zwölf) noch relativ viele Punktspiele zu absolvieren haben. Sechs „Englische Wochen“ ab 1. Mai hintereinander sind zwar machbar, aber nicht sinnhaft. Denn ohne zeitlichen Puffer für etwaige Absagen (zu hohe regionale Inzidenzwerte, Quarantäne-Anordnungen, Wetter) wären die dann noch folgenden Entscheidungs- und Relegationsspiele (Mitte bis Ende Juni)  in Gefahr.

Initiative relativ erfolgreich

Am 15. Februar startete auf Bestreben des Post SV Nürnberg (größter Breitensportverein in Süddeutschland) eine Online-Petition unter https://www.openpetition.de/petition/online/sport-ist-teil-der-loesung-und-nicht-des-problems-in-der-coronapandemie mit dem Ziel der sofortigen Wiederaufnahme des Sport- und Trainingsbetriebes im Freien in den Vereinen, vor allem für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren. Innerhalb von sechs Wochen (also bis spätestens 28. März) wollen die Organisatoren 24000 Stimmen in Bayern sammeln, um damit den Antrag im Bayerischen Landtag einreichen zu können. Bis dato (Montag, 15. März, 11.30 Uhr) haben sich 20746 Personen aus Bayern online eingetragen – deutschlandweit 23870.

Am Donnerstag, 11. März hatten die Petition-Verantwortlichen einen 30-minütigen Termin mit Bayerns „Sportminister“ Joachim Herrmann. „Der Innenminister signalisierte deutlich, dass er uns und unsere Forderung versteht und unterstützt. Er befindet sich fast täglich in Kontakt mit z.B. Herrn Ammon (BLSV) und Herrn Koch (BFV). Er teilt unsere Ansicht, dass speziell die Kinder leiden und dass der Sport im Freien so gut wie kein Infektionsrisiko birgt. Wir haben vor allem klar gemacht, dass Sport im Freien nicht an eine Inzidenz gekoppelt sein darf. Es gibt im Freien nahezu kein Ansteckungsrisiko. Und ein ständiges Auf und Zu ist sicher nicht zielführend. Er hat sich ausdrücklich für unser Engagement bedankt und versprochen, sich für unsere Sache einzusetzen. Ich gebe diesen Dank gern an jeden einzelnen Unterzeichner der Petition weiter. Wir haben bereits viel erreicht. Die Kinder und der Sport sind im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Kinder unter 14 Jahren dürfen aktuell in Gruppen kontaktfrei Sport treiben. Aber noch sind wir nicht am Ziel. Bei einem Anstieg der Inzidenz auf mehr als 100 dürfen unsere Kinder erneut nicht mehr in die Schule und nicht mehr zum Sport. Bau- und Gartenmärkte bleiben aber wohl weiter offen. Ein Schlag ins Gesicht unserer Kinder und derer, die sich um sie sorgen! Die Inzidenzen steigen gerade vielerorts über diese Marke. Nürnberg liegt z.B. bei 100,3! Es war also wohl nur ein kurzes Vergnügen mit dem Sport im Freien“, teilte Michael Luntz mit.

Bayerischer Fußball-Verband äußert sich

Nach einer BFV-Vorstandssitzung am vergangenen Dienstag, 9. März gab am Mittwoch Verbandsspielleiter Josef Janker und Schatzmeister Jürgen Faltenbacher ein Doppel-Interview auf der Verbands-Website. „Eine geordnete Zusammenkunft mit Hygieneregeln auf einem Fußballplatz ist doch tausendmal sicherer als wilde Partys ohne jedwede Vorkehrungen in Parks“, so Faltenbacher. Die Inzidenzwerte in Bayern liegen zwischen 10 und über 300, aber allen Vereinen soll die gleiche Vorbereitungszeit für das Mannschaftstraining gegeben werden: „Und was den Flickenteppich angeht, so müssen wir öffentlich schon fragen dürfen, ob die Inzidenz die einzige wahre Währung sein kann“, meint Janker. Der BFV wartet derzeit noch ab und zieht noch nicht die Paragrafen 93 und 94 SPO aus der Schublade:  „Einen Abbruch sehe ich nach wie vor als allerletztes Mittel“, betont Faltenbacher. In diesem Fall würde die Quotientenregel über Auf- und Abstieg (ohne Relegation) entscheiden. Eine Saisonverlängerung über den 30. Juni hinaus sei „ein paar Tage“ und „für das ein oder andere Relegationsspiel“ sowie „in Einzelfällen“ vorstellbar.

Bei der Verzahnung der Regionalliga mit der 3. Liga in Sachen Meisterschaft und Aufstiegsspiele zeichnen sich praktikable Lösungen ab: Es laufen derzeit Gespräche, dass die Profi-Lizenz-Antrags-Klubs SpVgg Bayreuth, FC 05 Schweinfurt und Viktoria Aschaffenburg eine Play-Off-Runde (Modus „Jeden gegen Jeden“, mit Hin- und Rückspiel, inklusive entsprechende Testungen der Beteiligten) zur Ermittlung des bayerischen Regionalliga-Meisters ausspielen. Die zwei Aufstiegsspiele mit dem Nord-Vertreter würden nicht vom 20. bis 23. Mai, sondern erst zwischen dem 5. und 12. Juni stattfinden. Der Sieger qualifiziert sich für die deutschlandweite 3. Liga 2021/22.

Am Mittwochabend hat der BFV auf seiner Website einen Leitfaden zur Trainingsgestaltung mit den Namen „Return to play“ (pdf-Dokument, 30 Seiten) zum Download veröffentlicht. Zudem beantwortete das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration tagesaktuell (Mittwoch) , auf Bitte des BFV, dringende praxisnahe Fragen – die Antworten sind auf www.bfv.de nachzulesen.

Der Bezirksausschuss der Oberpfalz trifft sich am Montag, 15. März zu einem Online-Meeting. Im Kreis Amberg/Weiden findet am Dienstag, 16. März eine Online-Tagung zum Thema Junioren-Spielbetreib Frühjahr 2021 statt.

Nationaler Strategiewechsel?

Interessante Randnotiz: „Impf-Weltmeister“ Israel hat am Donnerstag bekanntgegeben, dass Geimpfte Spiele in Fußball-Stadien besuchen dürfen. Wäre diese Strategie auch eine Idee für Deutschland (die Impfquote liegt derzeit erst bei rund acht Prozent, eine „Herdenimmunität“ wäre erst bei 60 bis 70 Prozent erreicht), zumal noch bis auf weiteres Inzidenzwerte (teilweise in Kombination mit Tests) das Maß aller Dinge ist?

obl.

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