Skip to main content

Die Jugend bitte nicht vergessen!

Fußball-Nachwuchs leidet, Re-Start noch nicht in Sicht und Abbruch-Szenario – Multi-Funktionärin und Mutter schätzt die Lage ein

Michelfeld/Auerbach (obl)
Infolge des Teil-Lockdowns in Deutschland ruht seit Anfang November nun schon rund fünf Monate der Mannschaftstrainings –und Spielbetrieb im Amateurfußball in Bayern. Denn gemäß der Öffnungsmatrix der Bundesregierung vom Mittwoch, 3. März (vierter Schritt) und der Ministerpräsidentenkonferenz vom Montag, 22. März ruht die Hoffnung darauf, dass nach der nächsten „MPK“ (12. April) und nach den Osterferien (ab 13. April) beziehungsweise allgemeinen Lockdown-Ende (18. April) bei entsprechenden Inzidenzwerten Training auch mit Kontakt (Landkreis-Wert unter 100: mit tagesaktuellen Test, unter 50: ohne Test) und Spiele (erforderlicher Wert unter 50) erlaubt werden. Im Idealfall könnte mit einem dreiwöchigen Mannschaftstraining und Freundschaftsspiele die Saison ab dem ersten Mai-Wochenende bis 30. Juni fortgesetzt werden.

Kathrin Gsell aus Michelfeld  kann aus mehreren Perspektiven die derzeitige Situation im Sport, respektive beim Amateurfußball und dort im Nachwuchsbereich gut bewerten. Die 36-Jährige arbeitet auch an konkreten Öffnungsschritten auf verschiedenen Ebenen mit. Sie fungiert als Jugendgruppenspielleiterin und Minifußball-Beauftragte im Kreis Amberg/Weiden, Jugendleiterin (Großfeld) der SG Auerbach und Gesamtjugendleiterin des ASV Michelfeld. Im aktuellen Interview spricht Kathrin Gsell (ihr Ehemann Thomas ist Vorstand Sport und Hygienebeauftragter des ASV Michelfeld) auch über realistische Planungen.

Der Sieben-Tages-Inzidenzwert im einheimischen Landkreis Amberg/Sulzbach lag am Freitag, 2. April bei 206,7, in Bayern bei 140,4 und in Deutschland bei 134,0. An Fußball-Training und Spielbetrieb ist, gemäß Öffnungsmatrix der Bundesregierung (vom 3. März), erst ab einem Wert unter 100 beziehungsweise unter 50 zu denken …

______________________________

Guten Tag Frau Gsell,
Hallo Kathrin,
Fünf Monate dauert nun schon die coronabedingte „Leidenszeit“ (ohne Trainings- und Spielbetrieb) für die hiesigen jungen Fußballer und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die SG Auerbach hat im Winter mit zwei Online-Zauber-Shows und Lauf-Challenges versucht, den Kontakt zu seinen Aktiven und Teams zu halten. Wie ist derzeit die Stimmungslage und welche konkreten Maßnahmen haben Sie für die nächsten Tage, Wochen und Monate quasi „in der Schublade“, um für den Re-Start (möglichst ohne personelle Verluste) vorbereitet zu sein?
Kathrin Gsell: Nach wie vor finden wir es schade, dass ein Trainingsbetrieb auf dem Platz für Kinder und Jugendliche nicht möglich ist. Mit Trainern wurde soweit bereits über einen möglichen Re-Start gesprochen. Wir sind auch entsprechend in Kontakt mit den Stammvereinen bezüglich Platznutzung und Hygienekonzepte. Ich persönlich, sehe es aufgrund der steigenden Inzidenzwerte eher unrealistisch über einen Trainingsstart am Platz in den nächsten Wochen nachzudenken.

Auf BFV-Ebene entfällt bei den Junioren die Frühjahrsrunde 2021 und die unterbrochene Herbstrunde 2020 soll möglichst ab Anfang Mai (Aussage von VJL Florian Weißmann am 23. Februar) bis 31. Juli zu Ende gespielt werden. Im Kreis Amberg/Weiden sind die Mannschaftszahlen im Bereich der E- und F-Junioren im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 27 Teams zurückgegangen. Gemeinsam mit einer örtlichen Grundschule können Vereine zum Weltkindertag am 20. September Minifußball- oder DFB-Fußball-Abzeichen-Veranstaltungen organisieren. Anlässlich des Internationalen Kindertages am 1. Juni sollen in der zweiten Woche der Pfingstferien (bis Sonntag, 6. Juni) von den Vereinen Minifußball-Turniere angeboten werden. Sie stehen als hiesige JGSL als beauftragte BFV-Ansprechpartnerin parat. Wie ist der aktuelle Stand?
Kathrin Gsell: Zum aktuellen Stand der Anzahl der teilnehmenden Schulen im Landkreis, kann ich zum heutigen Datum noch nichts öffentlich sagen. Dies ist auch abhängig, inwiefern die Schulen bis dahin wieder öffnen können, und auch wie die Hygienemaßnahmen zu diesem Zeitpunkt umgesetzt werden können.


Kathrin Gsell.
Foto: Ralph Strobl.

Seit 15. Februar läuft auf Initiative des Post SV Nürnberg eine Online-Petition mit den Ziel der baldigen Wiederaufnahme des Fußball-Trainings- und Spielbetriebs in Bayern – für Kinder, Jugendliche und Herren. Bis Karfreitag, 2. April, 12 Uhr haben sich schon 23.920 Unterstützer registriert. Es sind 24000 Einträge aus Bayern bis spätestens Sonntag, 11. April (innerhalb von acht Wochen) notwendig, um den Antrag im Bayerischen Landtag einreichen zu können. Wie ist ihre Meinung dazu?
Kathrin Gsell: Natürlich würde ich mir nichts mehr wünschen, dass die Kinder und Jugendlichen wieder auf dem Platz dürfen und habe diese Petition auch selbst unterstützt. Leider gibt es die aktuelle Pandemiesituation jetzt noch weniger her über Lockerungen beim Mannschaftssport ernsthaft zu diskutieren.

Noch eine private Frage: Ihr zwölfjähriger Sohn Paul spielt (nach den Stationen ASV Michelfeld, SG Auerbach, 1. FC Nürnberg und SK Lauf) seit dieser Saison 2020/21 bei der SpVgg Greuther Fürth im Nachwuchsleistungszentrum in der D1-Juniorenmanschaft (Förderrunde Bundesliga NLZ). Wie ist seit dem Lockdown im November der Trainings- und Spielbetrieb dort geregelt und – einfache Zusatzfrage am Rande – wie geht es ihm?
Kathrin Gsell: Paul geht es wie jedem anderem Fußball begeisterten Kind genauso, er wünschst sich nichts mehr als auf dem Platz zurück zu dürfen. Seine Mannschaft hält sich mit Online-Seminaren und individuellen Übungen sowie Laufeinheiten fit.

Vielen Dank für das Interview.

________________________________

Info-Box:
In der schon über fünfmonatigen „Winterpause“ (Anfang November bis mindestens 12. April) kommen in einer wöchentlichen Serie abwechselnd  ein Spieler der 1. und dann der 2. Fußball-Herrenmannschaft des ASV Michelfeld (in beiden Teams wurden in dieser Saison 2019/21 insgesamt schon 42 verschiedene Spieler eingesetzt) zu Wort. Diese erhalten jeweils die gleichen vier Fragen zur Beantwortung – interessant zwecks Vergleichbarkeit der Aussagen zum gleichen Thema. Um den „Kontakt“ mit den aktiven Fußballern des Vereins nicht zu verlieren und die lange Winterpause nicht langweilig werden zu lassen, haben wir für asv-michelfeld.de regelmäßig einen Spieler zur aktuellen Lage befragt. Nach Daniel Meier, Mathias Trenz, Thomas Hofmann,  Lukas Schleicher, Maximilian Zerreis, Fabian Ziegler, Lukas Knappik, Andreas Leissner, Manuel Lehner, Nicolas Bauer, Fabian Friedl, Benedikt Schindler, André Bachmann, Andreas Beyer, Silas Looshorn, Simon Zerreis, Devit Akdemir, Marco Wöhrl, Simon Schwendner und Daniel Siegler kam letzte Woche Maximilian Gsell (als Gesprächspartner Nummer 21 in der 2. Lockdown-Phase) im Interview zu Wort.

Ab dieser Woche (KW 13, 29. März bis 4. April) beginnt eine neue Serie „Interview der Woche“ – Zielgruppe dann: Abwechselnd Trainer, Betreuer und Funktionäre des ASV Michelfeld sowie der SG Auerbach (Juniorenfußball/männlich). Diese läuft bis zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs – hoffentlich noch im ersten Halbjahr 2021.

Übrigens:  Die Serie „Interview der Woche“ gab es bereits in der ersten coronabedingten Spielpause vom 23. März bis 28. Juli 2020 mit Spielern, Funktionären und Mitgliedern des ASV Michelfeld – siehe www.asv-michelfeld.de unter „Aktuelles“. obl.

BFV-News:
Der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) hat in einer Videokonferenz einen Vier-Punkte-Plan für den Umgang mit der weiter wegen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden staatlichen Verfügungslagen unterbrochenen Spielzeit 2019/21 im Herren-Bereich, die ursprünglich bis zum 30. Juni 2021 beendet werden sollte, verabschiedet und diesen am Dienstag, 30. März um 10.02 Uhr auf seiner Website veröffentlicht:

1. Sollte ab dem 19. April 2021 kein flächendeckender Trainingsbetrieb mit Kontakt in Bayern möglich sein, ist die Durchführung des Ligapokal-Wettbewerbs nicht mehr möglich. Entsprechend wird dieser auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene als Zusatzwettbewerb gestrichen. Diese Regelung gilt nicht für die Regionalliga Bayern, für deren Ligapokal-Wettbewerb vom Verbandsvorstand im Dialog mit den betreffenden Vereinen noch eine gesonderte Entscheidung zu treffen ist.

2. Um noch möglichst viele oder alle der ausstehenden Spiele der Punkt-Runden zu Ende zu bringen, braucht es einen nahezu uneingeschränkten Trainingsbetrieb ab spätestens 3. Mai 2021. Sollte dies nicht der Fall sein, muss über einen Abbruch der Verbandsspielrunden entschieden werden. Hierzu werden alle Vereine vor der Entscheidung des Verbandsvorstands durch Einholung eines Meinungsbilds mit einbezogen. Für den Fall des Abbruchs einer Saison sehen die Bestimmungen der Spielordnung (§ 93 SpO) eine Wertung für Auf- und Abstieg nach der Quotienten-Regelung unter Wegfall der Relegationsspiele vor.

3. Der Verbandsvorstand hält einen Spielbetrieb unter der Voraussetzung, dass jeweils ein negativer Corona-Test vorzuweisen ist, in der Fläche für nicht durchführbar und unter den aktuellen staatlichen Rahmenbedingungen nicht realisierbar.

4. Der Toto-Pokal-Wettbewerb soll im Austragungsmodus noch nicht verändert werden. Bezüglich der möglichen Fortführung des Toto-Pokal-Wettbewerbs bzw. der Ermittlung des Teilnehmers an der 1. DFB-Pokal-Hauptrunde wird ein separater Vorschlag im Dialog mit den noch im Wettbewerb befindlichen Vereinen durch den Verbandsvorstand erarbeitet.
Für Frauen, Juniorinnen und Junioren gelten die Punkte 2 und 3 analog. Beim Verbandspokal-Wettbewerb der Frauen und der Juniorinnen sowie Junioren werden individuelle Lösungen noch erarbeitet. obl.


______________________________________

Tageszeitung Nordbayerischen  Nachrichten (NN), Ausgabe Pegnitz, Fränkische Schweiz, Auerbach und Umgebung
Print-Ausgabe
Online-Version
Mittwoch, 7. April 2021
Link -> https://www.nordbayern.de/region/pegnitz/fussball-funktionarin-zu-fruh-um-uber-re-start-nachzudenken-1.10976000

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert