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Nicht allein zu Haus und auf der Hut

Fußball-Nachwuchs leidet an Bewegungsmangel und durchaus möglichen normalen Kontakten – bekannter D2-Junioren-Trainer im Interview

Auerbach/Michelfeld (obl)
Infolge des Teil-Lockdowns in Deutschland ruht seit Anfang November nun schon rund fünfeinhalb Monate der Mannschaftstrainings –und Spielbetrieb im Amateurfußball in Bayern. Denn gemäß der Öffnungsmatrix der Bundesregierung vom Mittwoch, 3. März (vierter Schritt) und der Ministerpräsidentenkonferenz vom Montag, 22. März ruhte die Hoffnung darauf, dass im April bei entsprechenden Inzidenzwerten Training auch mit Kontakt (Landkreis-Wert unter 100: mit tagesaktuellen Test, unter 50: ohne Test) und Spiele (erforderlicher Wert unter 50) erlaubt werden. Doch diese Wunschvorstellung wurde am 13. April bis auf Weiteres jäh ausgebremst, da sich die Politik konsequent an Inzidenzwerte orientiert und fundierte Studien (zum Beispiel aktuell von Aerosol-Wissenschaftlern) sowie begründete Online-Petitionen nicht berücksichtigt.

Der Auerbacher Kevin Hudert trainiert mit dem Michelfelder Michael Böhm die D2-Junioren der SG Auerbach in der U13-Kreisgruppe Süd Amberg/Weiden (nur drei ausgetragene Punktspiele in der Herbstrunde 2020) – mit Trainings- und Spielort Michelfeld.

Der 38-jährige Böhm spielte für den ASV (seit 31 Jahren Vereinsmitglied) in der Kreisliga und Kreisklasse (84 Einsätze in der „Ersten“ und 30 in der 2. Mannschaft), fungierte nach seiner aktiven Zeit als Betreuer sowie Spielleiter im Herrenbereich (1. und 2. Mannschaft) und engagiert sich einigen Jahren im  Juniorenbereich. Das Trainer-Duo Hudert/Böhm wird von Stefan Rieger, Mirko Görlich und Kevin Huderts Ehefrau Janina (auch Jugendleiterin Kleinfeld der SG) unterstützt.

Kevin Hudert kann aufgrund seiner Erfahrung und seines Könnens als Aktiver (Technik, Schnelligkeit und Torgefährlichkeit als offensiver Mittelfeldspieler) jugendlichen Kickern in einer mittleren Altersstufe gut entsprechende Inhalte vermitteln. Bis 2016/17 war der heute 32-Jährige beim Kreisligisten SV 08 Auerbach am Ball (Karriereende wegen Verletzung), seit fast vier Jahren widmet er sich der Nachwuchsarbeit. Von seinem Heimatverein SC Glück-Auf Auerbach wechselte er drei Jahre lang (2011/12 bis 2013/14) zum Bezirksligisten SV TuS/DJK Grafenwöhr, kehrte 14/15 zum SC zurück und schloss sich dann zwei Spielzeiten den „08ern“ an.

Der Sieben-Tages-Inzidenzwert im einheimischen Landkreis Amberg/Sulzbach lag am
Samstag, 17. April bei 137,8, in Bayern bei 182,4 und in Deutschland bei 160,7. An Fußball-Training und Spielbetrieb ist, gemäß Öffnungsmatrix der Bundesregierung (vom 3. März), erst ab einem Wert unter 100 beziehungsweise unter 50 zu denken …

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Guten Tag Herr Hudert,
Servus Kevin,
Das letzte Spiel und Mannschaftstraining der D2-Junioren der SG Auerbach legt schon fast sechs Monate (Mitte Oktober bis Mitte April) zurück. Wie oft und auf welchen Wegen haben Sie mit ihrer Mannschaft (zumindest mit einem ihrer zwei fußballbegeisterten Söhne, der im U13-Alter ist) „Kontakt“ gehalten?
Kevin Hudert: Über unsere WhatsApp-Gruppe haben wir Challenges angeboten. Als Highlight fand ein Zoom-Training mit dem FC Ingolstadt statt. Es wurden drei eigene Trainingseinheiten via Zoom durch Thomas Braun durchgeführt.

Der D-Junioren-Bereich (Kompakt-Spielfeld von Sechzehner zu Sechzehner) ist eine wichtige Altersstufe im Juniorenfußball, da er die Übergangsphase vom Kleinfeld- zum Großfeldbetrieb darstellt. Fiebern (nach der Corona-Pause) alles SG-U13-Kicker dem Re-Start entgegen oder gibt es (nach geäußerten Befürchtungen) schon konkrete Hinweise, dass einige Nachwuchsfußballer die Motivation und Lust auf die „schönste Mannschaftssportart der Welt“ verloren haben?
Kevin Hudert: Das kann man noch nicht abschätzen, es kommt auf die Dauer der Corona-Zwangspause an. Die Motivation der Kinder ist auf Entfernung schwierig, da kein Konkurrenzkampf mit Teamkollegen auf dem Platz möglich ist. Auch wir als Eltern stoßen an Motivationsgrenzen bei unseren Söhnen beim Eigentraining im Garten. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Eltern der Spieler haben wir positive Gedanken in Hinblick auf die Mannschaft in der Zukunft.

Kevin Hudert.
Foto: Ralph Strobl/privat.

Seit 15. Februar lief auf Initiative des Post SV Nürnberg eine Online-Petition mit den Ziel der baldigen Wiederaufnahme des Fußball-Trainings- und Spielbetriebs in Bayern – für Kinder, Jugendliche und Herren. Bis Montag, 12. April, 9 Uhr haben sich 24878 Unterstützer registriert. Es waren 24000 Einträge aus Bayern bis spätestens Sonntag, 11. April (innerhalb von acht Wochen) notwendig, um den Antrag im Bayerischen Landtag einreichen zu können. Wie ist ihre Meinung dazu?
Kevin Hudert: Eine schnelle Rückkehr auf den Platz ist auch von uns gewünscht. Die  Verordnungen der Bundesregierung stehen allerdings an erster Stelle. Die Gesundheit ist das Wichtigste – gerade in diesen Zeiten.

Gemäß „Vier-Punkte-Plan“ vom 30. März wollte der Bayerische Fußball-Verband spätestens am 3. Mai mit dem „nahezu uneingeschränkten Trainingsbetrieb“ beginnen, um im Juniorenbereich die Herbstrunde 2020 bis 31. Juli zu Ende zu spielen. Doch die Bayerische Staatsregierung hat am Dienstag, 13. April (Ministerratssitzung) den allgemeinen Lockdown in Bayern (Inzidenzwert 182,4) bis 9. Mai verlängert. Lockerungen im Bereich Außen-Gastronomie und Sport kommen derzeit leider doch noch nicht in Frage. Der BFV plant nun konkret den Saisonabbruch. Ab wann rechnen Sie (wohl abhängig von Sieben-Tages-Inzidenz-Werten des einheimischen Landkreises Amberg/Sulzbach, am Samstag bei 137,8) mit dem ersten Training und mit dem ersten Spiel?
Kevin Hudert: In unseren Augen stellt sich die Frage, ob und wann wieder mit einem Trainings- und Spielbetrieb gerechnet werden kann nicht, solange sich die Kinder weiter im Distanzunterricht befinden. Aus jetziger Sicht wäre dies ein Blick in die Glaskugel. Wir hoffen zumindest, dass wir eventuell in den Sommerferien (in Bayern ab 30. Juli, Anm. d. Red.) einen eingeschränkten Trainingsbetrieb anbieten können und ein Spielbetrieb für die Herbstrunde ab September möglich ist. Aus Trainersicht sind wir der Meinung, dass kontaktloses Training an der frischen Luft in Gruppen möglich und umsetzbar wäre.

Vielen Dank für das Interview.

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Info-Box:
SG Auerbach (Fußball, Junioren, männlich)
Sportlicher Leiter: Bernhard Schubert. Jugendleiterin Großfeld: Kathrin Gsell. Jugendleiterin Kleinfeld: Janina Hudert. Anzahl Mannschaften: Acht (A-, B1-, B2-, D1-, D2-, E-, F- und G-Junioren). Anzahl Trainer und Betreuer: 31. Stammvereine: SV 08 Auerbach (federführend), ASV Michelfeld.
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Info-Box:
In der bald schon sechsmonatigen „Winterpause“ (Anfang November bis mindestens 9. Mai) kommen in einer wöchentlichen Serie abwechselnd  ein Spieler der 1. und dann der 2. Fußball-Herrenmannschaft des ASV Michelfeld (in beiden Teams wurden in dieser Saison 2019/21 insgesamt schon 42 verschiedene Spieler eingesetzt) zu Wort. Diese erhalten jeweils die gleichen vier Fragen zur Beantwortung – interessant zwecks Vergleichbarkeit der Aussagen zum gleichen Thema. Um den „Kontakt“ mit den aktiven Fußballern des Vereins nicht zu verlieren und die lange Winterpause nicht langweilig werden zu lassen, haben wir für asv-michelfeld.de regelmäßig einen Spieler zur aktuellen Lage befragt. Nach Daniel Meier, Mathias Trenz, Thomas Hofmann,  Lukas Schleicher, Maximilian Zerreis, Fabian Ziegler, Lukas Knappik, Andreas Leissner, Manuel Lehner, Nicolas Bauer, Fabian Friedl, Benedikt Schindler, André Bachmann, Andreas Beyer, Silas Looshorn, Simon Zerreis, Devit Akdemir, Marco Wöhrl, Simon Schwendner und Daniel Siegler kam zuletzt Maximilian Gsell (als Gesprächspartner Nummer 21 in der 2. Lockdown-Phase) im Interview zu Wort.

Seit vorletzter Woche (KW 13, 29. März bis 4. April) läuft eine neue Serie „Interview der Woche“ – Zielgruppe dann: Abwechselnd Trainer, Betreuer und Funktionäre des ASV Michelfeld sowie der SG Auerbach (Juniorenfußball/männlich). Diese ist geplant bis zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs – hoffentlich noch im ersten Halbjahr 2021. Nach Kathrin Gsell und Thomas Kohl ist dieses Mal Kevin Hudert an der Reihe.

Übrigens:  Die Serie „Interview der Woche“ gab es bereits in der ersten coronabedingten Spielpause vom 23. März bis 28. Juli 2020 mit Spielern, Funktionären und Mitgliedern des ASV Michelfeld – siehe www.asv-michelfeld.de unter „Aktuelles“.

BFV-News:
Der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) hatte in einer Videokonferenz einen Vier-Punkte-Plan für den Umgang mit der weiter wegen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden staatlichen Verfügungslagen unterbrochenen Spielzeit 2019/21 im Herren-Bereich, die ursprünglich bis zum 30. Juni 2021 beendet werden sollte, verabschiedet und diesen am Dienstag, 30. März um 10.02 Uhr auf seiner Website veröffentlicht:

Am Dienstag, 13. April hat das Bayerische Kabinett in ihrer Ministerratssitzung die Verlängerung des allgemeinen Lockdowns (betreffend unter anderem die Bereiche Außen-Gastronomie und Sport) bis einschließlich Sonntag, 9. Mai beschlossen.

Demzufolge leitete der BFV am Dienstag das Abbruch-Szenario ein, da kein „nahezu uneingeschränkter Trainingsbetrieb“ zur Fortsetzung des Spielbetriebs möglich sei. Nun müsse  über einen Abbruch der Verbandsspielrunden entschieden werden. Hierzu werden alle Vereine vor der Entscheidung des Verbandsvorstands durch Einholung eines Meinungsbilds mit einbezogen. Für den Fall des Abbruchs einer Saison sehen die Bestimmungen der Spielordnung (§ 93 SpO) eine Wertung für Auf- und Abstieg nach der Quotienten-Regelung unter Wegfall der Relegationsspiele vor.

Nach einer Vorstandssitzung am Mittwoch gab der Bayerische Fußball-Verband am Donnerstag, 15. April auf seiner Website offiziell bekannt, dass „ein Abbruch der Verbandsspielklassen unvermeidlich erscheint. Ein formeller Beschluss zum Abbruch sollte aber aus formalen Gründen noch nicht aktuell getroffen werden“.

Bevor die rund 4500 Vereine in Bayern über mögliche Abbruch-Szenarien (inklusive der wichtigen Fragestellung, wann und wie es mit dem Trainings- und Spielbetrieb weitergehen soll) abstimmen dürfen, prüft der BFV-Vorstand die vom Verbands-Spielausschuss entwickelten Modalitäten eines Saison-Abbruchs und der jetzt von den Vereinen eingebrachten Anträge nochmals in allen Facetten – und zwar voraussichtlich an diesem Wochenende (Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. April). Mit Neuigkeiten ist wohl erst ab Montag, 19. April unter www.bfv.de zu rechnen.

obl.

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