Skip to main content

Schrittweise „Lockerungen“

Faschings-Fans warten geduldig auf Entspannung – ASV-FG-Verantwortliche vor Jubiläumsjahr im Doppel-Interview

Michelfeld (obl)
Die Prunksitzungen der Faschingsgesellschaft (FG) des ASV Michelfeld sind seit mehr als drei Jahrzehnten ein Zuschauermagnet und Event-Highlight in der nördlichen Oberpfalz. Doch daran ist derzeit, in der Corona-Pandemie-Zeit und acht Monate vor der nächsten Veranstaltungsreihe, noch nicht konkret zu denken. Doch im kommenden Jahr steht eigentlich ein zweifaches Jubiläum im Auerbacher Stadtteil an.

Von 1988 bis 2000 fanden die ASV-Punksitzungen im Pfarrzentrum St. Otto statt. Der Umzug in den Saal des Vereinslokals Schenk erfolgte 2001, wo die beliebten Faschings-Veranstaltungen (im zweijährigen Rhythmus) nun bis 2019 durchgeführt wurden. Bei einer Kapazität von 188 Sitzplätzen und sechs ausverkauften Terminen konnten jedes Mal 1128 Personen live dabei sein. Ab 2021 wollen die Michelfelder Narren wieder an ihre Wirkungsstätte der ersten Stunde zurückkehren. „33 Jahre“ ist in Faschingskreisen ein Anlass zu Jubiläumsfeierlichkeiten.

Der ASV Michelfeld (rund 600 Mitglieder in drei Abteilungen) wurde 1946 gegründet und will demnach 2021 sein 75-jähriges Vereinsjubiläum feiern. Am Neujahrsempfang im Januar diesen Jahres wurde verkündet, dass im kommenden Jahr mehrere einzelne Veranstaltungen – kein großes Fest – durchgeführt werden sollen.

Interessante Aussagen

Sportreporter Ralph Strobl (46), der in „jungen Jahren“ ASV-FG Elferrat war, hat die Präsidentin Elke Haberberger und den Abteilungsleiter Manfred Kohl getrennt voneinander befragt.

Frau Haberberger, Herr Kohl, normalerweise findet seitens der Faschingsgesellschaft (FG) des ASV Michelfeld im Frühjahr eine „Kreativ-Wanderung“ als inhaltliches Brainstorming für die anstehenden Prunksitzungen im Folgejahr statt. Gab/gibt es diese und wie groß sind eigentlich die Hoffnungen, dass die sechs geplanten Veranstaltungen vom 22. Januar bis 6. Februar 2021 stattfinden können? Großveranstaltungen sind wegen der Corona-Pandemie bekanntlich aktuell bis 31. August 2020 verboten …
Elke Haberberger: Die Kreativwanderung fand noch vor Beginn der Krise statt. Sie führte uns ins Brotzeitstüberl am Sand und wie der Name schon sagt, waren wir wie immer sehr kreativ und haben auch schon ein Motto und viele Ideen drumherum gefunden. Alle anderen Termine , die bereits gesetzt waren, wie z. B. Treffen wegen Technik, Vorbereitungen, organisatorische Punkte fielen wegen der Krise bis jetzt aus.
Manfred Kohl: Man kann ja schon mal soviel verraten, dass das Motto auch einen Bezug zum närrischen Jubiläum hat. Nachdem die erste Prunksitzung der FG des ASV im Jahr 1988 im Pfarrzentrum war, kehren wir nach 33 Jahren dorthin zurück. Wenn die Prunksitzungen wegen Corona nicht wie geplant Ende Januar und Anfang Februar 2021 stattfinden können, müssen wir vielleicht auch wegen der Terminfindung im Jubiläumsjahr kreativ werden ……

Die derzeit allgemeinen strengen und nachvollziehbaren Regeln der Kontaktbeschränkung (zum Beispiel der Abstand von 1,5 Metern) und die ausgelassene Stimmung in der „Fünften Jahreszeit“ (11.11. bis Faschings-Dienstag) passen derzeit sinnbildlich nicht zusammen. Fällt ihrer Meinung nach der Fasching 2020/2021 (als gesellschaftliches Ereignis) komplett aus oder lässt sich trotzdem nächstes Jahr irgendwie und irgendwann feiern?
Elke Haberberger: Noch haben wir ja etwas Zeit und ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass unsere Prunksitzungen stattfinden können. Man muss jetzt abwarten, wie sich die Krise entwickelt, wenn jetzt Biergärten, Gaststätten usw. öffnen und welches Ergebnis die Lockerungen bringen. Hier schon für Januar Februar eine Voraussage zu machen ist meiner Meinung nach zu früh.
Ich bin der Meinung wir sollten die Entwicklung im Sommer über beobachten und im August – September dann eine Entscheidung treffen. Bis dahin kann man durchaus Szenarien durchspielen, wie es gehen könnte. Sollte die Abstandsregel beibehalten werden, haben wir aber räumlich gesehen ein großes Problem, dass nicht einfach zu lösen ist. Da bräuchten wir ein 2000-Mann-Bierzelt um die übliche Anzahl Publikum und. Aktiven zu einer Prunksitzung zusammenfinden zu lassen. Schau ma mal sagt der Beckenbauer.
Manfred Kohl: Der Fasching in Michelfeld – aber nicht nur da – ist ein Gemeinschaftserlebnis und genau dieses wäre mit den Vorgaben zu den Kontaktbeschränkungen nicht möglich. Solange man z.B. Abstand halten und einen Nasen- und Mundschutz benutzen muss, hat die Gesundheit Vorrang. Wir sind zwar Narren aber nicht so narrisch, dass wir eine Veranstaltung vor halb vollen Saal oder gar eine Geisterprunksitzung abhalten werden. Bei den Aktiven auf der Bühne und auch beim Publikum wird nach der gebotenen Wartezeit die Freude auf eine Veranstaltung umso größer sein, bei der man wieder ungezwungen feiern darf.

In Deutschland werden seit einigen Wochen schrittweise Lockerungen der Corona-Einschränkungen erlaubt und umgesetzt. Im Fasching geht es eh „locker“ zu. Was fällt Ihnen in diesem Zusammenhang ein?
Elke Haberberger: Ja, die Lockerheit im Fasching hilft einem ja bei vielen, aber bei Corona, hat gerade Heinsberg gezeigt, dass solche Veranstaltungen sehr gefährlich sind und die Ansteckungsgefahr sehr groß. Ich hoffe, auf einen Impfstoff, der uns dann wieder zu mehr Freiheiten führen könnte.
Manfred Kohl: Wenn man derzeit trotz der Lockerungen die Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen sieht, würde ich dem ein oder anderen Teilnehmer gerne mal raten, locker zu bleiben.

Noch eine persönliche Frage: Die ASV-Tanzgarden halten sich derzeit individuell und mit Workouts fit, da die Indoor-Sportstätten noch geschlossen sind. Welche Sportarten betreiben Sie selbst regelmäßig?
Elke Haberberger: Leider bin ich sportlich gesehen eine totale Niete – ich habe beim ASV immer Gymnastik 50 plus mitgemacht. Leider wird momentan der Kurs nicht angeboten. Ein anderes Angebot kann ich aus zeitlichen Gründen leider nicht in Anspruch nehmen. Das muss dann bis zur Rente warten.
Manfred Kohl: Da ich nicht bis zur Rente warten will, versuche ich mich in unserer wunderschönen Gegend mit Wandern, Walking und Radfahrer fit zu halten. Und wenn jetzt noch das Freibad geöffnet werden würde, wäre es fast wie im Urlaub.
 
Vielen Dank für das Interview.

Info-Box:

Elke Haberberger übernahm 2006 (nach dem plötzlichen Tod von Josef Höllerl, der seit 1999 an der ASV-Faschings-Spitze fungierte) das Amt der FG-Präsidentin. Sie war mit ihrem Ehemann Richard in den Jahren 2005 und 2006 in zweijähriger „Regentschaft“ das Michelfelder Prinzenpaar. Die heute 57-Jährige führte 2007 erstmals als Präsidentin durch die Abende der ASV-Prunksitzungen, deren Anzahl im Schenk-Saal im Lauf der Jahre (im zweijährigen Rhythmus) wegen der gestiegenen Karten-Nachfrage auf sechs Veranstaltungen innerhalb von drei Wochen anstiegen.

Manfred Kohl (53) machte sich als aktiver Fußballer der ersten Fußball-Herrenmannschaft des ASV Michelfeld als Leistungsträger im Angriff und regelmäßiger Torschütze einen Namen – auch als Mitglied des legendären Teams, das 1996 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Mittelfranken Nord den größten sportlichen Erfolg in der Vereinsgeschichte schaffte. In der Abteilung Faschingsgesellschaft (FG) zeigt er seit einigen Jahren nicht nur als Abteilungsleiter sein organisatorisches Geschick, sondern brilliert auch als Aktiver auf der Bühne – vor allem bei treffenden Büttenreden mit einem gewissen Feingeist. Zudem repräsentiert er als Elferrat die ASV-FG bei externen Terminen.

obl.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert